
Warum reagiert der Darm auf Stress?
Stress passiert zuerst in unserem Gehirn , das heißt in unseren Gedanken. Ein Sprichwort besagt, dass Stress auf den Magen schlägt. Hast du schon einmal empfunden wie etwas Unangenehmes dir “die Faust in den Magen schlägt”?
Ich denke dass wir alle dieses unangenehme Gefühl kennen. Nun musst du dir vorstellen können, dass der Darm und das Gehirn miteinander über das Nervensystem kommunizieren.
Der Darm kann bis zu 8 Metern lang werden und hat nur einige Zentimeter Durchmesser, allerdings befinden sich hier auch kleine Erhebungen und Zotten, die, wenn man ihn ausziehen würde eine unglaublich große Oberfläche von ca. 400 Quadratmetern ergeben würde.
Und diese Oberfläche, die hübsch ordentlich aufgefaltet in unserem Körper ruht ist von vielen Millionen Nervenzellen durchzogen.
Diese wiederum sind mit einem der Hirnnerven, dem Vagus-Nerv (umherschweifender Nerv) verbunden, der über das Rückenmark mit dem Gehirn verbunden ist und reagieren auf diese Weise (Darm-Hirn-Achse) mit deinem zentralen Nervensystem. Verstehst du nun wie das zusammenhängt? Die Folgen von Stress auf den Darm versuche ich nun hier darzulegen.

Wie reagiert der Darm auf Stress?
Beschwerden des Darmes durch Stress sind heutzutage leider üblich. Koliken, Blähungen, Durchfall, Verstopfung sind uns allen ein Begriff und einige von uns haben mehr oder weniger oft mit diesen stressbedingten Problemen zu kämpfen.
Wie entsteht Stress im Darm?
Das hat mit unserem Nervensystem zu tun. Das Gehirn sendet die Botschaft “Stress” aus, was nun dazu führt, dass der Herzschlag sich erhöht, die Atemwege erweitern sich, die Durchblutung wird gesteigert , dafür nötige Energie wird dem Verdauungstrakt entzogen.
Das heißt, dass die normale Darmtätigkeit, die Bewegungen im Darm, die ständig stattfinden, nun sehr verlangsamt werden. Die Energie wird ja nun für Anderes benötigt. Unser Nervensystem ist im Stressgeschehen auf Kampf oder Flucht programmiert, um dieses kommen wir nicht herum.
Die Stresshormone Adrenalin und Cortisol werden ausgeschüttet. Denn nun wird der Körper in erhöhte Leistungsbereitschaft versetzt. Das wirkt sich auch auf den Darm aus, denn seine Tätigkeit wird nun sehr verlangsamt, kann sogar zum Erliegen kommen.
So erklärt sich das Phänomen der Verstopfung unter Stress, denn wenn der Darm nicht oder kaum arbeitet, dann kann er nicht verdauen. Wenn wir unter andauerndem Stress leiden, dann wird sich das wahrscheinlich früher oder später einstellen.
Ein kurzfristiger Stress, der vielleicht auch psychisch geprägt ist kann durch eine erhöhte Wasserabgabe und Elektrolytgabe zu einem vorübergehenden Durchfall führen. Passiert gerne in Zusammenhang mit Angst.
Reizdarm
Reizdarm sagt man wenn der Darm angegriffen auf unser tägliches Leben reagiert. Der Bauch schmerzt, man hat Blähungen, ist verstopft, oder hat oft Durchfall oder beides, man bemerkt vielleicht am Stuhlgang, dass die Nahrung nicht richtig verdaut ist, Völlegefühl, die Liste der Beschwerden bei Reizdarm ist lang.
Stress kann den Darm reizen und die Beschwerden bei erneuten Stress Situationen auch noch verschlimmern. Da es sich hier um eine Funktionsstörung unseres größten Verdauungsorganes handelt darf man das nicht auf die leichte Schulter nehmen.
Stressbedingte Veränderungen der Darmflora und Folgen
Die Darmflora, auch Mikrobiom genannt, setzt sich aus vielen tausenden verschiedenen Bakterien zusammen, von denen der größte Teil für unsere Verdauung und die Nährstoffaufnahme vom Darm ins Blut immens wichtig sind.
Durch die Freisetzung der Stresshormone Cortisol und Adrenalin ins Blut kann sich auf Dauer die Artenvielfalt, der für uns so wichtigen Mitbewohner unseres Darmes vermindern, was dann auch ungute Folgen haben kann.
Wenn sich zum Beispiel die Milchsäure- bildenden Stämme vermindern, dann wird das Essen schwer verdaubar. Das bedeutet für uns, dass wir die entsprechenden Beschwerden haben bis hin zur Unverträglichkeit von Essen, mit dem wir noch nie Probleme hatten.
Wenn diese Stämme zurückgehen passiert noch etwas anderes: Der natürlich saure ph-Wert in unserem Darm verschiebt sich, so dass andere Bakterien, die sich nicht günstig auf unsere Gesundheit auswirken können sich nun ausbreiten. (Dazu gehören Fäulnisbildner die die Verdauung in eine Gärung umwandeln können).
Auf richtig krank machende Bakterien können sich nun ausbreiten und zu Entzündungen in der Darmwand führen, die diese durchlässig machen. Das Phänomen ist unter dem Namen “Leaky-Gut-Syndrom” bekannt. Die Folge davon können Allergien, Unverträglichkeiten, und einige chronische Erkrankungen sein.
Auch die Psyche kann beeinträchtigt werden, denn die uns nützlichen Bakterien sind für die Produktion verschiedener für unser psychisches Wohlbefinden nötigen Stoffe wie zum Beispiel die Aminosäure Tryptophan welche in Zusammenhang mit unserem Serotoninspiegel steht. Fehlt sie, sinkt die Stressresistenz noch weiter ab.
Auch weitere Botenstoffe die der Kommunikation zwischen Hirn und Darm dienen werden von den natürlich vorkommenden Bakterien hergestellt.

Erkrankungen des Darmes die durch Stress verschlimmert werden
Erkrankungen des Darmes sind leider gar nicht so selten. (Die Blinddarmentzündung gehört hier nur im weitesten Sinne dazu) Das Grummeln, kneifen, stechen ist vielen bekannt. Eine Darmkolik ist eine sehr schmerzhafte Sache bei der sich der Betreffende nur noch ins Bett und aus dem Leben wünscht.
Wie kann das nun passieren? Nun unser Leben verlangt uns Einiges ab und Anderes kommt zu kurz. Wenn du von der Arbeit heim kommst und nicht mehr kochen möchtest dann greifst du schnell zu Fast-Food, zu Fertiggerichten zum Aufwärmen, oder immer zum Gleichen.
Zeit für eine ausgewogene Mahlzeit nimmt man sich eher selten denn wenn man von der äußerst anstrengenden Arbeit heim kommt hat man einfach keine Energie mehr für die Zubereitung. Nun enthalten diese Fertiggerichte so wie auch der Hamburger vom Imbiss um die Ecke Zusatzstoffe, auf die der Körper unterschiedlich reagiert.
Stelle dir einfach vor, dass alles was in der Natur nicht zu unserer Ernährung gehört auch für deinen Körper eine fremde Sache ist, auf die er erst mal eine Reaktion erlernen muss. Und hier beginnt der Stress schon wieder. Diesmal nicht für in Nervensystem, sondern für die Verdauungsorgane.
Nicht nur unsere Ernährung schlägt sich auf das Verdauungssystem, auch unser Gemütszustand. Ist der Darm erst mal gereizt, dann ist es nicht mehr weit zur Entzündung. Der Darm wird durchlässig, das nennt man Leaky-Gut-Syndrom.
Aber auch noch unschönere Erkrankungen beruhen auf einer chronischen Darmentzündung, wie zum Beispiel die Colitis Ulcerosa oder Morbus Crohn. Die Symptome der beiden unterschiedlich verlaufenden Erkrankungen können sich schon sehr ähneln, nur eine Untersuchung durch einen Facharzt kann endgültigen Aufschluss darüber geben.
Colitis Ulcerosa
dasist die chronische Entzündung des Dickdarmes und des Enddarmes. Der Stuhl kommt gerne als Durchfall mit Schleim und Blut vermengt. Das kann schon erschreckend sein, wenn man sich die Ausscheidungen in der Toilette anschaut. Schmerzhafte Krämpfe und starke Schmerzen im linken Unterleib machen das Leben schwer.
Nimm eine Diagnose nicht auf die leichte Schulter, denn der Darm kann sich ausweiten und reißen, was dann lebensbedrohlich ist. Kinder mit Colitis Ulcerosa leiden oft an Wachstums- und Entwicklungsstörungen. Die Erkrankung begünstigt die Entstehung von Darmkrebs.
Morbus Crohn
Morbus Crohn kann den gesamten Verdauungstrakt befallen, von der Mundhöhle bis zum After. Die meisten Entzündungsherde finden sich am unteren Dünndarm, am Übergang in den Dickdarm. Wie auch die vorher beschriebene Erkrankung Colitis Ulcerosa gehört diese Erkrankung zu den chronisch entzündlichen Darmerkrankungen.
Die Symptome ähneln anderen Problemen, es handelt sich hier um Magen-Darm-Krämpfe, breiige Durchfälle mit und ohne Blutbeimengungen, leichte Fieberschübe, Blutungen aus dem Enddarm, die erschreckend sein können. Es handelt sich um eine schubweise verlaufende Erkrankung, die sich mit Schmerzen im Unterleib meist rechts, und Durchfällen ankündigt. Die Schmerzen sind stark bis Kolik artig und erfordern einen Gang zum Arzt.
Stress kann diese Erkrankung verschlechtern.
Stressbedingte Veränderungen bei Verdauung/Gewichtsverlust/Gewichtszunahme
Auch schwankendes Körpergewicht kann man bei hohem Stressaufkommen an sich feststellen. Die Ursachen sind der Hormonspiegel, die Ernährungsgewohnheiten, die sich bei Stress ändern. Wenn man keine Zeit zum Essen hat, dann unterlässt man es oder man isst das Falsche. Also irgendwie kein Wunder nicht?
Aber auch die Verdauung an sich kann sich ändern. Man vergisst schnell seinen Flüssigkeitspegel im Auge zu halten, sprich man trinkt einfach zu wenig. Das kann Verstopfung auslösen. Aber auch Hautprobleme können sich einstellen, da der Körper nicht genug Flüssigkeit hat um die Abbaustoffe über Niere und Darm loszuwerden.
Manche gehen vor lauter wichtiger Arbeit auch nicht -auf die Toilette, wenn sich das Bedürfnis ankündigt. Die Folgen davon werden sich auf Dauer gewiss auf die Verdauung schlagen, denn der Darm ist ein vegetatives Organ, das man sogar zu einer morgendlichen Stuhlabgabe trainieren kann. Bring das bloß nicht durcheinander, denn dann wird der Stuhlgang eine harte, unangenehme Sache.